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Geschichte der Hans-Sachs-Loge

Die feierliche Einsetzung unserer Odd-Fellow-Loge fand am 15. September 1924 durch den damaligen Hochmeister Bruder Dr. August Weiß statt.

Die feierliche Handlung wurde vom damaligen Großmeister Br. Dr. Teutsch aus München durchgeführt. Anwesend waren neben dem Großschriftführer des Ordens Bruder Hägele, auch der Großschatzmeister des Ordens Bruder Neff und eine derartig große Zahl von Brüdern aus allen Gauen Süddeutschlands, darunter viele Teilnehmer des Rothenburger Odd-Fellow-Tages, dass die Logenhalle nicht mehr ausreichte und noch Teile der restlichen Klubräume verwendet werden mussten.

Am 26. April 1925 fand im Deutschen Hof in Nürnberg nochmals eine Gründungsfeier statt, an der 170 Teilnehmer gezählt wurden. Dabei wurde ein eigens dafür einstudiertes Theaterstück aufgeführt. Die Festrede hielt damals Bruder Dr. Nürnberger, ein Rechtsanwalt, der später auch Obermeister unserer Loge wurde.

Entstanden sind wir aus der Noris-Loge Nürnberg, die vor dem 2. Weltkrieg "Noris-Loge Nr. 2 von Bayern" hieß. Die Noris-Loge Nr. 2 war zu dieser Zeit 50 Jahre alt und zählte ca. 70 Brüder. Dies war sicherlich auch der Anlass, in einer Großstadt wie Nürnberg die Logenarbeit auf eine breitere Basis zu stellen und eine zweite Odd-Fellow-Loge, die Hans-Sachs-Loge, zu gründen.

Es waren 17 Brüder, darunter zwei Brüder mit dem 25-jährigen Treuejuwel. Unser erster Obermeister war Bruder Rehbach, der erste Untermeister Bruder Reinauer, der erste Schriftführer Bruder Salomon und der erste Schatzmeister Bruder Hillmersdörfer. Der älteste Bruder der Loge war damals 74 Jahre und der jüngste 30 Jahre alt.

Dieser Schritt war bestimmt nicht einfach, denn unter den damaligen ungeklärten politischen Verhältnissen, war die Gründung einer neuen Loge und die damit verbundene Logenarbeit von vornherein belastet.

Am 9. Dezember 1928 bezog die Loge ein neues Logenheim in der Prechtelsgasse Nr. 22 in Nürnberg.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde unser erstes Logendomizil am 2. Januar 1945 beim großen Bombenangriff, wie so vieles in der Nürnberger Altstadt, vollständig zerstört. Die Prechtelsgasse gibt es heute nicht mehr an dieser Stelle. Ein trauriges Beispiel blinder Zerstörungswut und blinden Hasses.

Das Haus Prechtelsgasse 22 (siehe auch Skizze) war vor der Zerstörung unmittelbar hinter dem heutigen Anwesen Judengasse 2 in dem derzeit ein Spielwarengeschäft beheimatet ist. Wahrscheinlich stand es auf dem grünen Fleck, der heute in der Häuserlücke in der Martin Treu Strasse (genau gegenüber Haus Nr. 20) liegt.

Martin Behaim auf dem Theresienplatz steht auf seinem Sockel, bewacht die alte Wirkungsstätte unserer Vorfahren und stand damals schon da. Ein sichtbares Zeichen des Fortschrittes und des freien Denkens!

Bis zu diesen schlimmen Tagen verging jedoch noch etwas Zeit. Unsere HSL wuchs und konnte im Winter 1928/1929 insgesamt 6 neue Brüder aufnehmen. Man gestaltete interessante Vortragsabende. Themen waren beispielsweise Buddha (Br. Baruch), Optimismus (Br. Bildstein), die Fränkische Schweiz (Br. Bärtig), Amerika (Br. Oppenheimer) Inayat Kahn und Sufismus (Br. Rettich-Haidyl). Außerdem boten Brüder wiederholt künstlerische und literarische Genüsse, wie man den alten Unterlagen entnehmen kann.

Die Entwicklung in Zahlen: Bei der Gründung 17 Mitglieder, 1925 -25 Mitglieder, 1926 -31 Mitglieder und 1927 -35 Mitglieder.

Zu dieser Zeit hatte die Bezirksgroßloge von Württemberg, zu der auch die Bayerischen Logen gehörten, mit 27 Logen und die stolze Zahl von 2.210 Brüdern!

Die wirtschaftlichen Verhältnisse in Deutschland verschlechterten sich damals rapide. Trotzdem, oder gerade deshalb, wurde 1924 die Hans-Sachs-Loge (kurz HSL), gegründet, um auch im Kreise Gleichgesinnter die damaligen schweren Zeiten zu überstehen.

Der HSL erging es aber dann wie allen anderen Odd-Fellow-Logen. Durch die Propaganda Ludendorffs wurden die Logen im Dritten Reich zu Geheimbünden und Staatsfeinden erklärt. Das Logenvermögen sollte von der Gestapo beschlagnahmt werden. Deshalb wurde die HSL, wie auch alle anderen Odd-Fellow-Logen, am 2. April 1933 aufgelöst.

Das Überleben des Odd-Fellow-Geistes konnte aber auch ein Drittes Reich nicht verhindern. Bald nach Kriegsende begann die Neugründung der Odd-Fellow-Logen. Fünf Brüder aus der Noris Loge waren es, die am 1.12.1967 die Brudervereinigung der HSL ins Leben riefen (Jochen Kraft seit 1960 Odd Fellow, Fritz Martin Döhner seit 1960, Jörg Jugel seit 1962, Ernst Katsch seit 1958 und Claudio Sattig seit 1959 Odd Fellow) und schon ein knappes Jahr später, am 21.9.1968, fand die die Aufnahme von 12 weiteren Brüdern in die Hans-Sachs-Loge bei der Bavaria Loge in München statt.

Am 5. Oktober 1968 feierte man die erste Arbeitsloge mit Hallenweihe und feierlicher Wiedereinsetzung der Hans-Sachs-Loge im alten Freimaurer-Logenhaus in Fürth. Die Einsetzung erfolgte durch den damaligen Hochmeister der Odd-Fellows, Dr. Heinz Grunow. 

Die Hans-Sachs-Loge bestand damals bereits aus 17 Brüdern, von denen drei Brüder heute noch Mitglieder unserer Loge sind. Am 26. April 1968 wurden fünf weitere Suchende aufgenommen, am 7. März 1969 weitere drei Suchende.

Die gegenseitige Hilfe innerhalb des Bruderkreises und das Wirken nach draußen, stand auch für die HSL von Anfang an im Vordergrund. Geschenke an Kindergärten und Krankenhäuser, die Unterstützung der Aktion „Spende eine Niere“, Unterstützung des „Weißen Ring“ und nicht zuletzt Hilfsaktionen für die Bewohner einer Behinderten-Werkstatt und -Wohnanlage in Boxdorf, einer Gemeinde in der Nähe unseres Logenhauses sind Teil unseres humanitären Wirkens. In dieser Behinderten-Wohnanlage pflanzte die HSL bereits vor 20 Jahren einen Baum – eine Aktion der Großloge - „Pflanze einen Baum“.

Auch im Bruderkreis helfen sich die Brüder schnell und unkompliziert, aber vor allen wirkungsvoll, durch Rat, Tat und auch finanzielle Hilfen bei in Not geratenen Brüdern.

Am 26. Oktober 1974 wurden wir, die "Tochter" der Noris-Loge nun auch "Mutter". Die eingeleiteten Maßnahmen der HSL-Brüder zur Gründung einer Loge in Würzburg trugen Früchte. Die Tilmann-Riemenschneider-Loge in Würzburg wurde feierlich eingesetzt.

Im Jahre 1980 kauften einige Brüder der Noris-Loge das "Alte Schloss" in Höfles, einem Vorort von Nürnberg. Ein altes, unter Denkmalschutz stehendes, ehrwürdiges Sandsteingebäude, in welchem sich eine Dorfgaststätte befand, wurde mit viel Engagement, Eigenleistungen und einem erheblichen finanziellen Aufwand zu einem wahren Schmuckstück im fränkischen Baustil zum Logendomizil umgebaut.

Am 27. Juni 1980 hat die HSL in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung entschieden, dass die Loge vom Freimaurer-Logenhaus Fürth in das Odd Fellow-Logenhaus nach Höfles umzieht. Die Entscheidung war nicht leicht, es sprach sogar einiges gegen einen Umzug, denn wir waren in einem sehr schönen, über 100 Jahre alten Logenhaus in Fürth untergebracht. Aber die Tatsache, dass sich 30 Logenbrüder in dem riesigen Freimaurerhaus doch etwas verloren vorkamen, war ausschlaggebend für den Umzug.

Seit dieser Zeit sind wir jetzt in Höfles und fühlen uns dort sehr wohl. Die Logenräume mit Logenhalle und Refektorium im fränkischen Fachwerkstil sind optimal für eine Loge unserer Größe und auch sehr gemütlich.

1984 beging die Loge ihr 60-jähriges Stiftungsfest im Freimaurerlogenhaus in Fürth. Die Festansprache hielt Bruder Großmeister Hans-Ulrich Herzog. Anwesend waren der Hochmeister des Ordens Herbert Schulz, der die Gelegenheit nutzte, den Großmeister mit dem Odd-Fellow-Verdienstorden auszuzeichnen, und viele Brüder mehrerer Logen.

OM Bruder Streng überreichte einen Scheck über DM 7.000,00 die zur Hilfe unverschuldet in Not geratener Bürger Verwendung fand. Bruder Braun überreichte der Loge an diesem Abend einen Stab mit dem Herz in der Hand, der noch heute bei unseren Sitzungen Verwendung findet.

1991 war es dann nochmals so weit. Nach der Grenzöffnung unterstützte die Hans-Sachs-Loge ganz intensiv die Wiedergründung der Lipsia-Loge in Leipzig. Doppelmitgliedschaften vieler unserer Brüder und das Fungieren als Mutterloge führte damit auch in den Neuen Bundesländern zur weiteren Ausbreitung unseres geliebten Ordens.

1993 gab es wieder einen Grund zum Feiern. Die Hans-Sachs-Loge beging am 25. September mit 90 Brüdern aus Nah und Fern die Feier der 25-jährigen Wiedereinsetzung nach dem Krieg in Form eines Festballes. Mit Buffet, Zauberer und Tanz feierten die Brüder mit Ihren Damen in Deutschlands schönstem Logenhaus (Fürth), schrieb die Nürnberger Abendzeitung.

Bei Großveranstaltungen wie z. B. anlässlich unseres 75-jährigem Jubiläums am 17. September 1999, mieteten wir wieder die Räume in unserem ehemaligen Domizil in Fürth, da dort eben mehr Platz und das Gebäude auch entsprechend repräsentativ ist. Man zelebrierte einen Festakt mit dem alten Ritual von 1797. Zu Gast waren 86 Logenmit-glieder aus Schweden der Schweiz, Tschechien und Polen und natürlich aus Deutschland von Berlin bis München.

Ein großes Ereignis durfte die Hans-Sachs-Loge dann 2008 feiern. 40 Jahre nach erneuter Gründung nach dem Kriege im Jahre 1968 begingen wir mit vielen Brüdern, Schwestern und Gästen aus dem In- und Ausland eine Festloge in Nürnberg im Grand-Hotel.

Pfarrer Helmut Weidinger hielt die Festansprache und wir nutzten die Gelegenheit, wieder einmal durch die Spende von  4.040 Euro an das Labenwolf-Gymnasium Schüler in Ihrer Ausbildung zu unterstützen. Die Schule schaffte ein Marimbaphon an, das die musische Bildung vervollständigen hilft.

Seit 2004 veranstaltet die Hans-Sachs-Loge in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Nürnberg regelmäßig Benefizkonzerte. Der Erlös aus dem Kartenverkauf und die Spenden der Hans-Sachs-Loge kommen jeweils zur Hälfte der Schule zur Anschaffung von Instrumenten und Noten für bedürftige Schüler und zur anderen Hälfte jeweils einem guten Zweck zu Gute. So konnten ein Kindergarten in Charkiv (2004), die Behinderteneinrichtung Regens-Wagner-Stiftung in Lauterhofen (2006) und im Jahr 2009 Pfarrer Weidinger für „Kinder in Not“ in Nürnberg von den Einnahmen und Spenden in Höhe von jeweils rund 6.000 Euro profitieren. Die Benefizkonzerte haben sich als traditionelle Veranstaltungen etabliert und wir organisieren diese im 2-Jahres-Rhythmus mit jeweils rund 350 Gästen.

Unsere Loge hat auch den Status der Gemeinnützigkeit, so dass Spenden auch steuerlich wirksam verwendet werden können.

Die Mitgliederzahl der HSL pendelt um die 40 Brüder. Das Alter liegt zwischen 30 Jahren des Jüngsten und 90 Jahren des ältesten Bruders. Unsere Loge tagt jeden Donnerstag. Rituelle Hallensitzungen mit interessanten Vorträgen in der Halle und Gästeveranstaltungen im Refektorium, von Mitgliedern und externen Referenten, brüderliche Gespräche und auch gesellige Anlässe, Feste, Wandertage, Ausflüge ins In- und Ausland, Radtouren und Geburtstagsfeiern prägen unser Logenleben. Viele Freundschaften sind unter den Logenmitgliedern im In-und Ausland entstanden.

Freundschaft, Liebe und Wahrheit sind die Richtschnur unseres Handelns. So steht es in unserem Ritual und nach diesem Motto versuchen wir, zu leben. Nicht nur an unseren Logenabenden, sondern auch im Alltag wollen wir die Ziele, so weit uns das möglich ist, auch verwirklichen bzw. ihnen so nah als möglich zu kommen. An uns selbst zu arbeiten und Vorbild zu sein für andere ist uns angenehme Verpflichtung.