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Geschichte der Jürgen-Wullenweber-Loge

Brüder der Muhlius-Loge in Kiel und der Hammonia-Loge in Hamburg trafen gemeinsam die Vorbereitungen, damit am Sonntag, 4. Dezember 1904 die „Jürgen-Wullenweber-Loge“ in Lübeck gegründet werden konnte. Bruder Hans Fock wurde ihr erster Obermeister.

Ihren Namen erhielt die Loge nach dem bekannten Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenweber (1492-1537), der sein Amt in einer Zeit ausübte, als die Reformation in Lübeck ihren Einzug hielt, die Hanse sich im Umbruch befand und innenpolitische Schwierigkeiten größer wurden. Durch seine revolutionäre Kraft, seine Ideen und seine Taten insbesondere auch im sozialen Bereich erwarb sich Jürgen Wullenweber großes Ansehen in weiten Teilen der Bevölkerung. Trotzdem war seine Regierungszeit nicht frei von Kritik. Viele Gegner hatte er innerhalb und außerhalb der Stadt. Heimtückisch wurde er während einer Reise gefangen genommen und in Wolfenbüttel ohne ordentliches Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Die Loge wuchs in den ersten Jahren sehr schnell durch einen großen Zugang an Mitgliedern. Schon nach kurzer Zeit konnte ein eigenes Gebäude „Zu den drei Ringen“ gebaut werden. Darin befand sich neben einem Hotel und Gesellschaftsräumen eine der schönsten Logenhallen Norddeutschlands.

Während des Ersten Weltkrieges ging die Zahl der Mitglieder zurück. Aber schon im Jahre 1923 hatte die Loge wieder 90 Mitglieder. Im Jahre 1919 konnte für die Ehefrauen der Brüder ein Schwesternbund gegründet werden. Als die Jürgen-Wullenweber-Loge im Jahre 1929 großartig ihr 25-jähriges Jubiläum feierte, wurde stolz darauf hingewiesen, dass aus ihr 1923 eine weitere Odd Fellow-Loge in Lübeck hervorgegangen sei. Die „Emanuel-Geibel-Loge“ wurde nach einem bekannten Lübecker Dichter (1815-1884) benannt.

Schwere Zeiten begannen, als sämtliche Logen in Deutschland im Jahre 1933 auf Anweisung der Regierung aufgelöst werden mussten. Zusammenkünfte der Brüder wurden verboten, und das Logenhaus musste verkauft werden. Obgleich jetzt einzelne Logenbrüder diskriminiert und verfolgt wurden, trafen sie sich dennoch heimlich und halfen sich gegenseitig, insbesondere in der schweren Zeit des Krieges, in der Nahrungsmittel und Heizmaterialien nur im geringen Maße zur Verfügung standen.

Im Mai 1945 kamen Brüder beider Odd Fellow-Logen, die den Zweiten Weltkrieg überlebt hatten, zusammen, um wieder eine Loge entstehen zu lassen. Zunächst gab es allerdings seitens der damaligen britischen Militärregierung keine Erlaubnis für die Wiedereröffnung von Logen.

Am 30. Juni 1947 konnte die Jürgen-Wullenweber-Loge wieder durch die Großloge eingesetzt werden und ihre Arbeit aufnehmen. Trotz der schlechten Verhältnisse in den ersten Jahren mit dem Mangel an Nahrung, Kleidung und Wohnung erwachte das Logenleben erneut und machte gute Fortschritte.

Im Jahre 1949 war es der Loge möglich ihre Begegnungsstätte als Mieter im Hause der Freimaurer zu finden. Seitdem kann die Jürgen-Wullenweber-Loge dort ihre regelmäßigen Versammlungen und verschiedenartigen Veranstaltungen abhalten. Das Logenhaus war 1933 beschlagnahmt worden und diente dann als Stadtarchiv bis es nach dem Kriege den Freimaurern zurückgegeben wurde.

Heute hat die Jürgen-Wullenweber-Loge rund 30 Mitglieder und ist ständig bemüht, den Geist und die Ideale des Odd Fellowtums in Freundschaft, Liebe und Wahrheit zu pflegen und zu verbreiten.

Die Jürgen-Wullenweber-Loge hat gute und regelmäßige Kontakte zu anderen Odd Fellow-Logen, sowohl in der Nachbarschaft als auch zu Logen im Ausland, wie zum Beispiel nach Dänemark, Schweden, Norwegen und in die Niederlande. Weil die Kontakte von Loge zu Loge zugleich das gegenseitige Kennenlernen auch im privaten Bereich ermöglichen, dienen sie im weitesten Sinne auch der Völkerverständigung und tragen auf diese Weise zum Frieden in der Welt bei.