Zum Inhalt springen

Geschichte der Württemberg-Loge Nr. 1

Am 1. Dezember 1870 wurde die Württemberg-Loge Nr.1 im Auftrag der Großloge der Vereinigten Staaten gegründet und von ihr mit einem Freibrief ausgestattet. In den Jahren zuvor wurde der Odd Fellow-Orden oder besser gesagt, der "american way" von ihm über die Grenzen getragen, aber mit der Gründung unserer Loge wurde zum ersten Mal eine Odd Fellow-Loge in einem Land installiert, dessen Landessprache nicht englisch war.

Auf der Großlogensitzung der USA anlässlich des 50. Jahrestages der Ordensgründung wurde von den Abgeordneten des Staates Oregon der Antrag gestellt, den Odd Fellow-Orden in Deutschland durch die Gründung einer Loge zu etablieren. Durch die zahlreichen Aufnahmen deutschstämmiger Einwanderer in den Orden gab es bereits in den USA Logen, die in deutscher Sprache tagten. Das Ritual, die Gesetze und die Ordensliteratur wurde ins Deutsche übersetzt und schließlich entstand der Wunsch, den Orden in die alte Heimat zu verpflanzen, damit die ausgesäte Saat auch dort aufgehen möge.

Auf dem Weg nach Deutschland wurde der damalige Groß-Sire Farnsworth wegen des Ausbruchs des deutsch-französischen Krieges jedoch in London aufgehalten. Dort erhielt er Besuch von dem in Deutschland weilenden Bruder Morse. Dieser wurde mit allen Vollmachten ausgestattet nach Deutschland zurückgeschickt und er gründete mitten im Kriege im noch unabhängigen und von großer Liberalität geprägten Königreich Württemberg am 1. Dezember 1870 die erste Odd Fellow-Loge auf dem europäischen Kontinent, unsere Württemberg Loge No.1 von Württemberg (IOOF).

Der Aufstieg der Loge war begleitet durch ein stetiges Wachstum. Mit ihrer Unterstützung wurde bereits im Juni 1871 in Zürich die Helvetia-Loge Nr.1 der Schweiz gegründet. Nach nur 18 Monaten war die Zeit reif, die Württemberg-Loge zu teilen: die Schiller-Loge No.3 von Württemberg ging als dritte Loge in Württemberg nach der Donau-Loge No.2 zu Ulm und als elfte Loge in Deutschland in die Annalen des Ordens ein.

Verschiedene Domizile kennzeichnen das erste Vierteljahrhundert in der Geschichte der Württemberg-Loge. Die Loge wuchs und es wurde eine dritte Loge in Stuttgart gegründet sowie eine Loge in Cannstatt. Die Zeiten waren hektisch: man zog verschiedene Male um, bis schließlich in der Herzogstr. 6 die Loge ihr endgültiges und eigenes Gebäude erhielt.

Bis zum Jahre 1929 erreichte die Mitgliederzahl 136 Brüder. Die Loge stellte immer eine Keimzelle des Ordens dar. Mit den Einführungen zwischen 1910 und 1920, die auch während des ersten Weltkrieges stattfanden, wurde die Basis für das Überleben der Loge im Dritten Reich gelegt. Am 2. April 1933 wurden von der Großloge des Deutschen Reiches die Lichter des Odd Fellowtums in Deutschland gelöscht und der Orden aufgelöst. Auch die Württemberg-Loge wurde aufgelöst, liquidiert und das Vermögen zugunsten des Staates enteignet. Doch die Liebe zum Orden, zur Loge siegte über die Vernunft und den Gehorsam gegenüber der nicht mehr existierenden Großloge. Die Brüder wählten ihren Altmeister Adolf Balz zu ihrem legendären Obermeister, der die restlichen Brüder der Loge über zwölf schwarze Jahre hinweg zusammenhielt. Zwölf Brüder überlebten den Krieg in Stuttgart und übergaben uns eine nie untergegangene Loge. Die Freundschaft als Basis und als Bindeglied war stärker als die Zerrissenheit der Gesellschaft.

Nach der Wiederaufnahme der Sitzungen im Jahre 1946 wurde die Erfolgsgeschichte der Loge fortgesetzt. Seit 1950 dienten acht Brüder unserer Loge als Großmeister, fünf als Beigeordnete Hochmeister und zwei als Hochmeister.

Bis 2008 tagte die Württemberg-Loge im Stuttgarter Herdweg mit weiteren Vereinen. Heute verfügt die Württemberg-Loge über eigene Räumlichkeiten in Fellbach.