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Geschichte der Gründung der Münchner Bavaria-Loge

Die Wurzeln der Odd Fellow-Logen gehen zurück auf Zusammenschlüsse von Handwerkern im England der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sie galten als Notgemeinschaften, welche das aus dem Mittelalter her stammende Zunftsystem angesichts der beginnenden Industrialisierung ablösten.

Thomas Wildey, der 1782 geborene englische Handwerker und Obermeister einer Londoner Loge, wanderte nach Amerika aus, wo er 1819 in Baltimore die erste nordamerikanische Odd Fellow-Loge gründete.

Deutsche Historiker   weisen zu Recht darauf hin, dass mit der im Jahr 1871 verabschiedeten Reichsverfassung ein entscheidender Schritt zum deutschen Nationalstaat erfolgte. Dieser von Reichskanzler Bismarck geschickt eingefädelte politische Prozess sollte nicht nur positive Wirkungen zeitigen. Die Kehrseite der ausklingenden Romantik war gekennzeichnet von überlangen Arbeitstagen, Kinderarbeit, ungesicherten Arbeitsplätzen und starken sozialen Spannungen.

So gesehen sind die ersten Gründungslogen in Deutschland eine logische Antwort auf eine gesellschaftliche Entwicklung, in welcher Arbeiter, Witwen und Waisen dringend auf Unterstützung angewiesen waren. "Überzählige" Gesellen - so lässt sich der englische Begriff "odd" auch übersetzen - waren froh über einen Orden, bei dem sie eine Zukunft hatten. Dabei handelte es sich freilich nicht unbedingt um sozial unterprivilegierte Leute, sondern durchaus um Bürger mittlerer und höherer Bildungsschichten mit ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein, die sich dem Ideal der Humanität verpflichtet fühlten.

Dieser Zeitpunkt bedeutete für München wahrlich einen historischen Akt,

hieß es doch, hier humanitär wirken zu können. Vier Herren aus München wurden am 17.11.1872 in der Württemberg-Loge No. 1 eingeweiht. Als 15. Loge in Deutschland wurde somit die Bavaria-Loge noch gut einen Monat vor der Deutschen Großloge in Berlin eingesetzt. Justizrat Dr. Robert Teutsch steht stellvertretend für die Entwicklung und Förderung eines intensiven Logenlebens mit intensiven humanitären und philosophischen Aspekten.

Das Schicksalsjahr 1933 bedeutete das traurige Ende des Odd Fellow-Ordens in Form der erzwungenen Auflösung ein. Erst dreißig Jahre später  - am 16.11.1963 - kam es zur Wiedergründung der Bavaria-Loge in München. Das Foto zeigt zwölf
Gründungsmitglieder, vier fehlen auf dem Bild. Der erste Obermeister hieß Werner Trommer, sein Untermeister Konrad Seitz.

Die Wiedereinsetzung wurde von GM Lothar Hartmann im Beisein von Hochmeister Dr. Heinz Grunow vorgenommen. Der damalige Groß-Sire Paul Schmutz aus der Schweiz hielt eine beeindruckende Rede, in welcher das Gesetz der Bruderliebe als ein den ganzen Erdball umschlingendes Endziel bezeichnete, vor einer Verflachung der Werte sowie vor der suggestiven Kraft der Massenmedien warnte. Dazu passend die Worte von Althochmeister und Patriarch Dr. August Weiß:
"Odd Fellow sein heißt Mensch sein, und Mensch sein heißt Kämpfer sein..."