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Geschichte der Gauss-Weber-Loge

Die Gauss-Weber-Loge (GWL) basiert, wie eine Vielzahl anderer Logen in der Bundesrepublik, im europäischen und überseeischen Ausland auf dem Gedankengut von Thomas Wildey. Er wanderte Anfang des 19. Jahrhunderts von England nach Amerika aus und gründete dort den weltlichen und unabhängigen Odd-Fellow-Orden.

In der ersten Hälfte des Jahres 1889 taten sich sieben angesehene Göttinger Bürger zusammen und beschlossen, eine Odd-Fellow-Loge zu gründen. Die Beratungen fanden im Versammlungsraum bei einem Gastwirt statt. Die erste protokollarische Eintragung beschreibt die Hallenweihe und Instituierung der Gauß-Weber-Loge Nr. 5 von Hannover, am Sonntag, 11. August 1889.

Mit der Übergabe des Freibriefes nimmt die GWL unter dem ersten Obermeister (OM) Bruder Timendorfer ihre Arbeit auf. Die ersten Brüder, die im Aufnahmebuch verzeichnet sind, waren zuvor Brüder der Hassia- und Leibniz-Logen in Kassel und Hannover, hatten ihren Wohnsitz in Göttingen und übten ihre Berufe als Fabrikant, Handwerker, Lehrer, königlicher Rentmeister und vor allem als Kaufleute aus. Das Durchschnittsalter der Brüder betrug 35 Jahre.

Wie es zur Namensgebung der GWL gekommen ist, lässt sich bislang nicht mit Sicherheit nachweisen. Sicher ist, dass es persönliche Kontakte zu dem in einem späteren Protokoll als Protektor der Loge bezeichneten Professor Weber gegeben hat. Wir vermuten, dass die Leistungen und Verdienste der beiden Persönlichkeiten Gauß und Weber als Forscher von hohem Rang in der Namensgebung der Loge anerkannt und gewürdigt werden sollten.

In den ersten Jahren nahm die Entwicklung der Loge einen erfreulichen Verlauf. Im Sinne des Ordensgründers Thomas Wildey widmen sich die Brüder sozialen Fragen in Wort und Tat und helfen einzelnen in Not geratenen Menschen; ob es die junge Schwägerin eines auswärtigen Bruders, der Garderobier Ritter, der Opernsänger Kahan oder die Witwe des Brauereibuchhalters Schlote sind, sie alle finden Zuwendung und Unterstützung. Vom Orden wird den Brüdern der Beitritt zu einer Sterbekasse empfohlen und darüber hinaus beschließen sie, im Todesfall eines Göttinger Bruders, die Hinterbliebenen zu unterstützen. Eine Sammelbüchse, Grundlage eines Witwen- und Waisenfonds, wird aufgestellt und "gefüttert"; eine Gepflogenheit, die bis heute beibehalten blieb. Erstmals wurde an Weihnachten 1890 zum Besten armer Schulkinder dem Schuldirektor Personn eine Spende übergeben. U.a. vermerkt das Protokoll vom 22.06.1891 dass dem Studiosus Furtwingler ein Stipendium gewährt worden sei.

Bereits ein Jahr nach Gründung der Loge beginnen die Brüder ihre Überlegung zum Bau eines eigenen Logenhauses. Als am 3. Dezember 1890 der amtierende Untermeister (UM), Bruder Müller, ein Kapital von 21.000 Mark anbietet, und die restlichen 10.000 Mark durch Zeichnung von Anteilscheinen seitens der Brüder aufgebracht werden, ist die Entscheidung für die Errichtung eines Logenhauses in der Weender Chaussee Nr. 26 gefallen. Am Sonntag, den 18. Oktober 1891 wird die Weihe der neuen Halle in Anwesenheit zahlreicher auswärtiger Brüder und der eigenen Schwestern vollzogen.

Nach dem 1. Weltkrieg, der auch Verluste unter den Brüdern gebracht hatte, stieg die Mitgliederzahl im Jahr 1925 auf einen Höchststand. Zwei Jahre später wurde die Halle nach Plänen des Bruders Fritsch neu hergerichtet und ein geselliges Logenleben gepflegt. Im Oktober 1929 wurde 40-jähriges Stiftungsfest gefeiert.

Im Jahr 1933 brach mit dem politischen Umschwung auch die Katastrophe über die Odd Fellows herein. Die monatliche Zeitschrift "Das Bruderwort" des unabhängigen Ordens der Odd Fellows in Deutschland, die Jahrzehnte ihre Geschäftsstelle in Göttingen in der Calsowstraße unterhielt, berichtet in der Ausgabe Nr. 4 des 57. Jahrgangs vom April 1933 von einer Sondersitzung der Großloge des Deutschen Reiches (GLDR). Unter der Überschrift "Kundgebung" wird dargelegt, dass die höchsten Vertreter des Ordens unter dem Druck der neuen politischen Verhältnisse einstimmig beschlossen haben, den Orden aufzulösen. Die Brüder sind sich der Tragweite des Beschlusses bewusst, blicken jedoch mit Stolz und innerer Rechtfertigung auf das Gewesene und das Geleistete zurück. Der Artikel schließt mit dem Aufruf des Hochmeisters, Prof. Dr. August Weiss, wie folgt: "Bleibt stets eingedenk der hohen Ideale unseres Ordens, die über das Zerbrechen der Form hinaus ewige Geltung behalten".

In der 14. regelmäßigen Sitzung der GWL vom 5. April 1933 gibt der Bruder OM einen Rückblick über das Logenleben und gedenkt der Verstorbenen der GWL. Bevor der letzte Hammerschlag fällt, wird noch über die Zukunft nachgedacht. Im Zuge der Auflösung aller Logen in Deutschland musste auch die Gauß-Weber-Loge ihr Haus verkaufen. Nach vorübergehender Verwendung als Synagoge wurde es Gestapo-Revier. Die Halle, sonst feierlicher Tagungsort, diente als Arrestlokal.

Im Dezember 1946 ruft Bruder Liebermann, Schriftführer von einst, alle 22 noch lebenden Personen zur Wieder-Gründungs-Versammlung der GWL zusammen. Es kommen 21 Brüder und gründen unsere Loge neu. Zwei Jahre später, am 3. Dezember 1948, wird in Anwesenheit des Beigeordneten Bezirksgroßmeisters und Gästen der Hannoveraner Loge die Weihe einer behelfsmäßigen Halle in einem Zimmer der Gaststätte "Zum Akademischen Viertel" vollzogen.

"Wenn wir", so trägt Bruder Gothe 1949 zum 60-jährigen Gründungstag von, "uns auch der höheren Gewalt beugen mussten, so lebte doch in den Brüdern die innere Verbundenheit weiter, ja es kam sogar zu regelmäßigen Zusammenkünften im so genannten Imkerverein".

Inzwischen regten sich auch brüderliche Kräfte, um wieder eine deutsche Großloge ins Leben zu rufen.