140-Jahr-Feier der Bavaria-Loge am 17. und 18.11.2012

| Bavaria-Loge, München

Die Bavaria-Loge feierte am Wochenende vom 16. bis 18. November 2012 anlässlich ihres 140-jährigen Bestehens ein großes Fest. Bei kühlem, trockenem Spätherbstwetter mit Hochnebelsonne und Temperaturen unter zehn Grad reisten Gäste aus Deutschland, Finnland, Schweden, Norwegen und der Schweiz nach München, um der Bavaria-Loge zu ihrem Stiftungsfest zu gratulieren.

Höhepunkt der Feier war die Festloge im Eden Hotel Wolff in der unmittelbaren Nähe des Münchner Hauptbahnhofs. Das Organisations-Komitee empfing jeden einzelnen Gast mit vorbereitetem Namensschild und Platznummer für das Bankett am Abend. Als „Apero“ wurden Getränke gereicht, sodass sich die eintreffenden Gäste im Empfangs-Areal des Hotels entspannt kennen lernen und unterhalten konnten. Der feierliche Einzug in den zur Logenhalle umfunktionierten und geschmückten Konferenzsaal erfolgte in einer langen Prozession, die beidseitig des Teppichs  jeweils vier Stuhlreihen auffüllte. Sechs gewaltige Kronleuchter spendeten warmes Licht. Schließlich war die Halle mit knapp 150 Leuten restlos gefüllt, und  Obermeister Siegfried Hörmann konnte der Inneren Wache Thomas Krohne den Auftrag erteilen, die Türe zu schließen.

Die mit dem Ehrenzeichen begrüßten Großabgeordneten und Ehrengäste  besetzten  im direkten Wortsinn die Stirnseite des Saales: Links und rechts von Obermeister Siegfried Hörmann waren das der Hochmeister des Odd-Fellow-Ordens von Deutschland, Ernst Schütz; der Deputy European Grandsire aus der Schweiz, Hans-Ulrich Bohren; der Deputy Grandsire der finnischen Großloge, Ralf Blumenthal; der Großmarschall der Schweizer Großloge, Fabio Dal Molin; der Alt-Hochmeister der deutschen Odd-Fellows, Walter Kuttelwascher, und der Großmeister von Süddeutschland, Richard Tritschler. In den Reihen der Teilnehmer saßen noch weitere Großmeister, da nicht für alle Platz an der „Ehrenfront“ verfügbar war.

In seiner Begrüßungsansprache bedankte sich Obermeister Siegfried Hörmann für die zahlreiche Teilnahme am Stiftungsfest seiner Loge, die auf den Tag genau vor 140 Jahren, am 17. November 1872, gegründet wurde. Er zählte die Stationen der Entwicklung von den Anfängen bis heute auf und legte das Augenmerk besonders auf den Bezug zur Bavaria, von deren Eigenschaften als Schutzpatronin Bayerns er einen Bogen zur Zielsetzung der Bavarialoge schlug: Menschen in Not zu helfen. Nicht ohne Stolz verwies er darauf, dass die Bavaria-Loge die erste Logengründung in München war, noch vor den Freimaurern und noch vor der Gründung der Odd-Fellow-Großloge Deutschland in Berlin. Seine Stimme senkte sich, als er auf die Zeit des Nationalsozialismus zu sprechen kam, in der bekanntlich alle Logen zwangsaufgelöst wurden. „Das nationalsozialistische System und den Zweiten Weltkrieg überlebte keiner der etwa 90 Brüder, sagte Siegfried Hörmann. „Sie wurden in Konzentrationslagern ermordet oder sind gefallen.“

Der Neubeginn fand erst 1963 statt, und man begann von ganz unten: ohne Besitz, ohne Haus und mit nur wenigen Brüdern. Heute ist die Bavaria-Loge zu Gast im Haus der Freimaurer, wie viele weitere Logen auch. Die Loge hat im Augenblick 27 Mitglieder. Siegfried Hörmann schloss mit den Worten: „Möge die Bavaria-Loge weiter gedeihen!“

Anschließend begrüßte der Großmeister von Süddeutschland, Richard Tritschler, die sechs Ehrengäste, die ihrerseits Grußworte vortrugen. Danach hielt der Großmeister und vormalige Obermeister der Bavaria-Loge die eigentliche Festansprache.

Ansprache von Großmeister Richard Tritschler

Er verwies auf die ethischen Grundsätze des Zusammenlebens und nannte an erster Stelle die Treue, ohne die es keine Verlässlichkeit gebe. Die Säulen der Freundschaft und der Brüderlichkeit waren weitere Bausteine seiner Rede, in der er aber auch die „Störenfriede“ nannte, die gegen diese Säulen arbeiten: der Neid etwa und die Besserwisserei, die den anderen belächelt, sowie die Intoleranz, die keine andere Meinung gelten lässt.

Besonders betonte er die Achtsamkeit. Sie sei Basis der Freundschaft und auch  deshalb von besonderer Bedeutung in der heutigen Zeit, weil der „heutige Mensch vielfach ein Einsamer, ein Ich-Verstrickter“ sei. Gegen Ende seines Vortrages kam Richard Tritschler zu der Erkenntnis: „Das Leben ist  ein Kunstwerk und dazu da, es erfolgreich zu gestalten.“

Das Festbankett

An sechs großen Tischen für jeweils 20 Gäste sowie einem für sechs Gäste nahmen die 126 Teilnehmer Platz. Mehr ging nicht. Verspätete Anmeldungen konnten leider nicht mehr berücksichtigt werden. Siegfried Hörmann: „Am Ende mussten wir leider Interessenten absagen, der Saal war einfach voll.“ Untermeister Günther Müller leitete das Eröffnungszeremoniell für das Bruder- und -Schwestern-Mahl und rief in zwei Abschnitten die Grußworte aus dem Publikum auf. Diese fielen unterschiedlich lang, aber keineswegs langatmig aus. UM Günther Müller nestelte gelegentlich unruhig an seiner Armbanduhr. Mit zur Verzögerung im Zeitplan trug freilich auch die Tatsache bei, dass das Bedienpersonal knapp bemessen war und das Auftragen und Abtragen der Speisen und Getränkte gehörig Zeit verschlang. Es war das Verdienst der Blasmusikkapelle „Die vier Hinterberger“, dass diese Zeit kurzweilig verstrich. Das Quartett spannte einen weiten musikalischen Bogen, von Klassik bis zum bayerischen Volkslied, aber stets in einer Qualität; die jeden Musikkenner aufhorchen ließ. Wahrscheinlich wurden in der langen Tradition der Bavaria-Loge selten so schön das Deutschlandlied und die Bayernhymne gesungen, wie an  diesem Abend unter der tongenauen Begleitung der vier Blechbläser aus Hinterberg. Die Liedtexe befanden auf allen Tischen, ebenso wie auch eine 56-seitige Chronik der Bavaria-Loge als Geschenk mit individuellem Namensaufkleber für alle Gäste.

Als Günther Müller das Mahl schließlich offiziell beendete, war die Zeit schon weiter als gedacht vorangeschritten. Aber es gab wohl Niemanden, der nicht mit dem Gefühl eines gelungenen und beeindruckenden Festerlebnisses den Saal verließ.

Die Trambahnfahrt

Am nächsten Morgen traf man sich erneut, diesmal zur geschlossenen Trambahnfahrt durch München. Sage und schreibe 95 Teilnehmer stiegen um 10.00 Uhr an der Haltestelle Hauptbahnhof Nord, unmittelbar vor dem Hotel, in die gecharterte Straßenbahn. Insgesamt 26 Stationen fuhr die Tram auf ihrem Weg durch München ab, und an jeder gab es eine Geschichte zur Örtlichkeit. Die letzte Station war der Max-Weber-Platz, berühmt durch das Lied von Liesl Karlstadt von der „Linie  8“.  Ankunft 11.10 Uhr: Im Unionsbräu warteten schon die Weißwürste.

Fritz Elster

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