Treue
Treue, auch gemeint fest sein, sicher sein, vertrauen, hoffen, glauben und wagen. Treue ist eine Tugend, welche die Verlässlichkeit gegenüber sich selbst, einem anderen, einer Sache oder einer Institution ausdrückt. Sie basiert auf gegenseitigem Vertrauen, beziehungsweise Loyalität.
Treue ist relevant bei längerfristiger sozialer Nähe von Mitgliedern, z.B. in der Freundschaft oder in der Ehe. Sie kann über den Tod hinausreichen.
Goethe hebt dies hervor, wenn er im Faust II (im 3. Akt) die Chorführerin sagen lässt „Nicht nur Verdienst, auch Treue wahrt unsere Person.“
Eine besondere Form der Treue ist die Treue zu sich selbst, man steht dann zu seinen Grundsätzen, zu seinen Neigungen oder zu seiner Vergangenheit.
Treue zwischen zwei Menschen basiert auf Erfahrungen, in denen ein Individuum der anderen Person gegenüber die Wahrheit seiner Aussagen durch Taten der anderen Person gegenüber beweist.
Treue und Aufrichtigkeit, so hören wir den Untermeister, sind Richtschnur unseres Handelns und Kraftquell für die Erfüllung aller unserer Ordensgebote.
Treue ist eine Tugend, die eng mit Verlässlichkeit und Vertrauen zusammenhängt. Treue ist auch die Bereitschaft, seine Taten seinen Versprechungen anzupassen, oder anders gesagt: Treu bin ich, wenn ich das mache, was ich versprochen habe, auch – und gerade dann – wenn es mir besonders schwer fällt. Treue ist eine Tugend, die zutiefst menschlichem Bedürfnis entspricht. Wenn ich niemanden habe, der mir treu ist, so hat dies zur Folge, dass sich Misstrauen breit macht. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich mich auf niemanden mehr verlassen kann, laufe ich Gefahr, hinter vielen Handlungen anderer Menschen ein abgekartetes Spiel zu vermuten.
Nur wer treu zu seinem gegebenen Versprechen steht, ist auch in der Lage, schwierige zwischenmenschliche Beziehungen, die ja auch in einer Ordensgemeinschaft entstehen können, im Geiste von brüderlichem und schwesterlichem Umgang zu lösen.
Eine Lösungssuche bei Konflikten zwischen Ordensmitgliedern vor ordentlichen Gerichten gleicht einem Offenbarungseid. Gerade wir müssten doch in der Lage sein, mit unserem Wissen und unseren Lehren in Treue und Aufrichtigkeit miteinander umzugehen.
Aufrichtigkeit
Das ist so eine Sache mit der Aufrichtigkeit, sich selbst oder auch anderen gegenüber. Aufrichtigkeit bedeutet auch aufrecht sein. Wer aufrecht geht, der ist unbeugsam. Er lässt sich nicht verbiegen und für unlautere Zwecke einspannen. Der aufrichtige und aufrechte Mensch ist authentisch und integer. In dieser Haltung kann er seinem Gegenüber in die Augen schauen, ohne den Blick senken zu müssen, denn er hat nichts zu verbergen. So gesehen ist die Aufrichtigkeit eine Tugend. Wohl dem, der einen aufrichtigen Freund hat.
Aufrichtigkeit uns selbst gegenüber ohne Heuchelei, ohne Argwohn und Falschheit – gerade unseren Ordensmitgliedern gegenüber – würde manches Spannungsfeld schon im Vorfeld zunichtemachen.
Unsere Ordensgedanken, offen und ehrlich miteinander umzugehen, öffnen doch alle Fenster zu einem offenen und ehrlichen Gespräch. Gerade bei muss es doch möglich sein, klar und deutlich in der angemessenen Form auf eine Schwester oder einen Bruder zuzugehen und zu vermitteln, wo wir eine Sache vielleicht völlig anders sehen. Auch vielleicht zu sagen, dass man mit der ein oder anderen Aussage so nicht einverstanden sein kann, weil diese unserem Ordensziel widerspricht oder aus ethischen und moralischen Gründen so nicht gelten kann.
Oft fällt es einem schwer, Nein zu sagen, wenn man auch Nein meint. Dann glaubt man, es sich vielleicht mit seinem Umfeld zu verscherzen.
Dein Ja sei ein Ja, Dein Nein sei ein Nein. Alles andere dazwischen ist von böser Natur. Es kommt immer wieder auf die Form an, wie ich meinem Gegenüber begegne, ohne diesen zu verletzen. Aber mal ehrlich, gerade gegenüber den Menschen, die mir besonders wichtig sind, bin ich geradezu verpflichtet, aufrichtig zu sein.
Finden wir uns da in unserem Orden wieder? Jede Schwester und jeder Bruder werden es verstehen, wenn ich aufrichtig vermitteln kann, warum ich Dinge anders bewerte. Um in dieser Situation auch mir selbst gegenüber treu zu bleiben, mir selbst gegenüber aufrichtig zu sein, ist es besonders wichtig, dass ich einen Alternativ- oder Lösungsvorschlag zur Verfügung habe.
Es ist mir besonders wichtig, darauf zu achten, im Moment eines Nein-Sagens oder beim Vorschlag einer Alternativlösung kein schlechtes Gewissen zu erzeugen. Kein schlechtes Gewissen – bei mir nicht und auch nicht bei den anderen Ordensmitgliedern. Immer wieder sich selbst treu zu bleiben lohnt sich immer, zur Verwirklichung der Aufrichtigkeit – oder nicht?
Treue und Aufrichtigkeit bedeuten:
- einen Halt fürs Leben
- einem Menschen Vertrauen schenken
- ein verlässlicher Partner sein
- loyal sein in guten wie in schlechten Zeiten
- Trost spenden, Glück teilen, offen sein.
Franz-Dieter Schmidt, BHM