Jahresthema 2021: Fairness und Respekt

| GLDOFRoland-Loge, Hildesheim

Fairness und Respekt als Schlüssel zu einem Leben in Freundschaft, Nächstenliebe und Wahrheit. Von immer mehr Menschen wird fehlende Fairness und mangelnder Respekt im Umgang miteinander beklagt. Diese Klage betrifft sowohl den privaten Alltag als auch das berufliche Miteinander.

Allgemein herrscht die Auffassung: "so, wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben." Die Menschheit steht an einem Scheideweg. Bei Fairness und Respekt geht es um die Grundlagen des menschlichen Miteinanders auf allen Ebenen unserer Gesellschaft.

Was verstehen wir unter Fairness und Respekt?

Fairness bezeichnet eine gerechte und ehrliche Haltung anderen gegenüber, die sich durch ein anständiges Verhalten unseren Mitmenschen gegenüber ausdrückt. Unter Respekt wird eine auf Anerkennung und Bewunderung beruhende Achtung unseres Gegenübers verstanden. Demnach haben Fairness und Respekt viel mit innerer Haltung anderen gegenüber zu tun.

Wie drückt sich diese innere Haltung nun im Umgang mit unseren Mitmenschen aus?

Wir nehmen allen Menschen gegenüber einer offenen, positiven und vorurteilsfreien Haltung ein. Wir hören ruhig zu, was unser Gegenüber uns mitzuteilen hat. Wir lassen unseren Gesprächspartner ausreden und lassen die Meinung des Anderen gelten.

Indem wir das tun, sind wir nicht nur fair, sondern zeigen unseren Mitmenschen gegenüber Respekt. Verhalten wir uns dementsprechend, bedeutet das nicht, dass wir mit der Meinung unseres Gegenübers übereinstimmen, vielmehr bewegen wir zunächst das Gehörte in uns und wägen es mit unseren Erfahrungen und Wertvorstellungen sorgfältig ab.

Wir übernehmen dabei die subjektive Meinung unseres Gesprächspartners nicht einfach unreflektiert, sondern betrachten seine Meinung als die eines vollwertigen und mündigen Menschen, dem wir auf Augenhöhe begegnen. Dadurch geben wir unserem Gegenüber zu verstehen: „Ich bin in Ordnung und du bist auch in Ordnung.“

Haben wir nun das Gehörte kritisch hinterfragt und abgewogen, können wir unsere Meinung äußern und ein Gespräch geprägt von Fairness und Respekt führen. Am Ende eines solchen Gedankenaustauschs kann für beide Seiten ein Erkenntniszuwachs stehen, anstelle von Uneinigkeit und Streit.

Fairness und Respekt haben demnach viel mit Toleranz zu tun. Nur eine tolerante Geisteshaltung lässt eine derartige Gesprächsführung zu. In der Toleranz Andersdenkenden gegenüber besteht der Anknüpfungspunkt zu uns Odd Fellows, bildet doch die Toleranz die Grundlage des Umgangs miteinander in unserem Orden.

Bereits bei der Einführung in den Orden lernen wir als Suchender, dass außerhalb der Loge, außerhalb der schützenden Mauern unserer Halle, die Welt mit ihren Wogen, ihrem Treiben und ihren Uneinigkeiten liegt. In der Loge jedoch lassen wir uns vom Gedanken der Freundschaft und Liebe leiten.

In jeder rituellen Sitzung wird uns durch den Untermeister ins Gedächtnis gerufen, was unsere Odd Fellow-Freundschaft bedeutet: Gegründet auf Treue und Aufrichtigkeit ist sie der gegenseitige Anspruch auf Güte, Wohlwollen und Nachsicht.

Beherzigen wir das während unserer rituellen Sitzungen Erlebte und Gehörte, so kommen wir nicht umhin, unseren Mitmenschen im Allgemeinen und unseren Schwestern und Brüdern im Besonderen mit dem Herz in der offenen Hand zu begegnen. Wir gewähren unseren Mitmenschen einen Vertrauensvorschuss aus einer tief empfundenen inneren Haltung der Freundschaft zu allen Menschen, die jedem zunächst vorurteilsfrei gegenübersteht.

Wenn wir tatsächlich die Vaterschaft Gottes anerkennen, dann sehen wir in jedem Menschen eine Schwester und einen Bruder. Wir begegnen dann unseren Mitmenschen mit Güte, behandeln ihre im Gespräch verwendeten Worte mit Nachsicht und wählen unsere eignen mit Bedacht. Wir urteilen dann nicht oberflächlich und vorschnell.

Wollen wir unseren Mitmenschen gerecht werden und sie mit Fairness und Respekt behandeln, müssen wir anerkennen, dass sich Meinungen und Lebenseinstellungen in unserem Leben anhand verschiedener uns beeinflussender Faktoren herausbilden und dass diese Faktoren bei allen Menschen unterschiedlich sein können oder zumindest stark variieren.

Um welche Faktoren handelt es sich dabei?

Was wir von unseren Mitmenschen wahrnehmen, ist meist die Spitze eines Eisbergs unter dessen Oberfläche sich der wahre Antrieb für unser Reden und Handeln verbirgt. Schauen wir unter diese Oberfläche, so sind es folgende Faktoren, die uns zu dem machen, was wir sind und was wir unseren Mitmenschen von uns mitteilen:

  • Erziehung in der Kindheit
  • Schulische Bildung
  • Von unseren Eltern übernommene Werte und Normen
  • Philosophische und religiöse Einstellungen
  • Im Leben gemachte Erfahrungen

Diese Aufzählung ließe sich noch beliebig fortsetzen, jedoch wird schnell klar, dass es sich hierbei um subjektive, weiche Faktoren handelt, die je nach Lebenssituation variieren können. Diese Faktoren sind für unsere Meinungsbildung prägend und erklären, warum wir Menschen so unterschiedlich ticken. Betrachten wir unsere Gesprächspartner vor diesem Hintergrund, verstehen wir, dass wir nicht zwangsläufig mit der Meinung anderer übereinstimmen müssen und es auch gar nicht können. Haben wir doch in unserem Leben eine teils völlig unterschiedliche Entwicklung durchgemacht.

Die Ethik unseres Ordens fordert jedoch von uns, dass wir Brücken der Freundschaft und Nächstenliebe zwischen den unterschiedlichen Menschen, mit deren Auffassungen und Meinungen wir in Berührung kommen, errichten. Dadurch tragen wir auf der Grundlage von Fairness, Respekt und Toleranz zu einem verständnisvolleren und friedlicheren Miteinander in unserer Gesellschaft bei.

Handeln wir so, wird die Welt um uns herum zu einem freundschaftlicheren und liebevolleren Ort. Einem Ort des Miteinanders und nicht des Gegeneinanders.

Lasst uns damit anfangen

Lasst uns damit anfangen, Brücken von Menschen zu Menschen zu bauen. Lasst uns im geschützten Raum unserer Logen damit beginnen. Behandeln wir ab sofort alle Schwestern und Brüder mit Fairness und Respekt und reichen wir als Odd Fellows einander das Herz mit der offenen Hand. Dadurch wandeln wir unsere Logen zu einem Ort des Friedens, der Nächstenliebe und Harmonie. Machen wir unsere Hallen zu einer Burg, einem Zufluchtsort, der fest steht vor den Wogen und Stürmen des Lebens.
 
Vorbereitet sein für jede rituelle Sitzung

Bereiten wir uns geistig und emotional auf eine jede rituelle Sitzung vor und prüfen wir unsere Herzen, ob wir mit einer Schwester oder einem Bruder im Unreinen sind. Sprechen wir uns vor dem Betreten unserer Hallen mit unseren Geschwistern aus, so dass Frieden und Harmonie in unseren rituellen Sitzungen herrschen und der Geist des wahren Odd Fellowtums für uns erfahrbar wird. Gelingt uns dieser wahrhaft geschwisterliche Umgang miteinander, werden die Menschen in unserem Leben den guten Einfluss des Odd Fellowtums an uns erkennen und sich fragen, wer wir sind und was uns so anders, so odd im positiven Sinne macht. Kommen wir so ins Gespräch mit unseren Freunden und Bekannten, werden wir ganz zwanglos und automatisch für die Ausbreitung unseres Ordens sorgen können. Die Menschen werden sich von einer Gesellschaft, die auf gelebter Freundschaft, Nächstenliebe und Wahrheitssuche aufgebaut ist, angezogen fühlen, sofern wir einander mit Fairness und Respekt begegnen.

Andreas Riehl, Roland-Loge

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