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Die Anreise

Bericht: Fritz Elster, Bayerische Friedensloge

Aus ganz Deutschland reisten am Vormittag des 3. Mai 2014 insgesamt 21 Odd Fellows und einige Odd-Fellow-Freunde zum Frankfurter Flughafen, um von hier die gemeinsame Reise nach Island zu beginnen. Es war ein Samstag. Jens Warmers von der Goethe-Loge Frankfurt hatte seit Monaten an der Organisation gearbeitet und erwartete nun die Brüder und Schwestern und deren Begleiter im Terminal 2 des riesigen Flughafenkomplexes.

Aber es wären keine Odd Fellows, wenn sie sich nicht intuitiv träfen wie die Lachse im richtigen Fluss.

Das Flugzeug der Icelandair hob mit nur 15 Minuten Verspätung ab. Die Landung dreieinhalb Stunden später auf dem Airport Keflavik auf Island war für viele ein Schock. Prasselnder Regen bei 7 Grad im Lavakarst. Dafür ging die Abfertigung schnell, das Band mit den Koffern lief schon, als die Passagiere erst eintrafen. Der gelbe Transferbus stand auch bereit, und sein Chauffeur, Ásbjörn, ein junger Isländer, half mit einem frischen Lächeln, all die Koffer in seinem knallgelben Gefährt zu verstauen, einem alten hochbockigen Mercedes-Bus, der aussah, als würde er auf Stelzen fahren. Später sollten wir noch erleben, wozu das gut ist.

Die Reiseleiterin stellte sich übers Mikrofon vor: Tanja aus der Schweiz. Sie sprach ein sauberes Deutsch mit einem sympathischen Schweizer Akzent, das heißt, in fast jedem Wort steckte irgendwo ein „ch“, aber man gewöhnte sich schnell daran. Ihr erstes Anliegen an die Reisegruppe: die Sichercheits-Churte anlegen. Dann geht die Regenfahrt von Keflavik nach Reykjavik durch eine biblische Bilderbuchlandschaft, allerdings nicht vom letzten, sondern vom ersten Schöpfungstag: „Und die Erde war wüst und leer.“ Kein Baum, kein Strauch, nur Lava und etwas braunes Moos. Tanja machte auf die Vorzüge von Wetter und Landschaft aufmerksam: „Es kann nur besser werden.“ Und die erste Hintergrundinformation lautete: „Es gibt auf Island über 200 verschiedene Moosarten.“ Dann kommen die ersten Häuser, die ersten Hallen und dann die ersten Wohnsilos. „Ah“, sagte Onno von der Goethe-Loge, „wir nähern uns der Stadt.“ Tanja erwidert: „Nein, nein, wir sind bereits im Zentrum.“

Der Bus erreicht das Hotel, das Reykjavik Lights Hotel. Es ist schwierig, ihm gerecht zu werden. Da ist zunächst die Runenschrift, in der hier alles angeschrieben steht, für uns eine Mischung aus Gotik- und Frakturschrift. Dafür sei jedes Zimmer einem Sternzeichen gewidmet, heißt es in der Beschreibung. Die Zimmer erinnern sehr an eine Schiffskabine auf einem Auswandererschiff des 19. Jahrhunderts, zumindest was die Ausmaße betrifft. Mein sogenannter Schreibtisch misst 60x40 Zentimeter, ist aber mit fünf Steckdosen ausgerüstet, als benötigte mein Tablet-Computer für jede Tastenreihe einen eigenen Stromanschluss. Das Zimmertelefon musste ich aus Platzgründen auf den Boden stellen, um überhaupt schreiben zu können. Das dominante Möbel aber ist der Flachbildschirm an der Wand in Bettbreite. Einen deutschen Sender sucht man allerdings vergeblich. Bleibt noch das Bad, dessen sogenanntes Waschbecken ein trichterförmiger Spucknapf ohne Stöpsel ist, kleiner als die Lavabos in den ICE-Toiletten. Zum Nassrasieren, geschweige denn Waschen völlig unzulänglich. Die Dusche – nein, ich höre jetzt auf. Sie ist eine sogenannte Bodendusche, hat also keinen Rand, leider aber auch keinen abgeschlossenen Spritzschutz, sodass das ganze Bad einschließlich Toilettenbereich nach dem Duschen aussieht wie ein schwarzes Lavabecken für Anwendungen nach Pfarrer Kneipp.

Das Frühstück nimmt man in einem gestylten, im Gegensatz zu den Zimmern großzügigen Bereich in der Rezeptionsetage ein. Zur Auswahl stehen Kaffee aus zwei Thermoskannen und ebenso heißes Wasser aus zwei Thermoskannen. Die zur Verfügung stehenden Tassen allerdings sorgen dafür, dass dieses Frühstück ein Jogging-Erlebnis wird. Die Minitassen zwingen zu häufigem Befüllen, wozu man jedes Mal anstehen muss. An fester Nahrung gibt es Brot und Butter und Eier, Letzteres scheinbar von isländischen Eishühnern: alles viel zu kalt. Eine Wurst-und-Käse-Box steht da und eine Schüssel voller Sill, eingelegtem Hering, der allerdings lecker ist und damit das Frühstück des Autors rettet.