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Das brodelnde "Butterfass"

Vom Gullfoss ging es wieder zurück Richtung Reykjavik. Die nächste Station war der Strokkur-Geysir, zu Deutsch Butterfass-Geysir, an dem wir bei der Hinfahrt vorbeigefahren waren. Der Strokkur-Geysir ist einer der wenigen, die derzeit aktiv sind und vor allem in touristenfreundlichen Zeitabständen explodiert, etwa alle vier bis fünf Minuten. Der Strukkur liegt neben Islands größtem Geysir, dem „Großen Geysir“, der aber nur selten und vor allem unberechenbar selten explodiert. Was nutzt aber die größte Schönheit, wenn sie sich nur so selten zeigt. Darauf kann man als Tagesausflügler nicht warten. Der Strukkur dafür arbeitet sehr zuverlässig.

Tanja hatte uns vorher gewarnt, bloß nicht über die Absperrung zu gehen oder gar in die Fontäne zu fassen. Der Geysir explodiert unter Druck, und zwar deshalb, weil das Wasser unterirdisch siedet. Es kommt mit über hundert Grad Celsius heraus. „Wer da seine Kamera verliert, sollte sie lieber gleich abschreiben, auf keinen Fall zu retten versuchen.“ Also standen wir rund um das „Butterfass“. In der Mitte war ein Trichter, in dem das Wasser lohenartig waberte, hoch und nieder, Blasen stiegen auf, Rauch entschwand. „Jetzt kommt er!“ riefen einige, doch der Strokkur sackte wieder in sich zusammen. Dann ging es von vorne los: Wasser steigt, es steigt bis über den Trichterrand, es kocht, Blasen steigen auf, dann bildet sich ein Wasserpilz ähnlich einem Champion, der sich über den Trichter hochschiebt, und dann schießt die Fontäne nach oben, zwanzig, dreißig Meter hoch. Ringsum klickt alles, was ein Objektiv vorne hat. Zugleich macht ein gedehntes Ah die Runde wie bei einer erlösenden Entspannung. Dann bricht alles wieder zusammen, der Trichter ist erschöpft, hat ein tiefes Loch in seiner Mitte, in das das umliegende Wasser hineinstrudelt, bis er wieder randvoll ist und das Blubbern von Neuem beginnt.

Drei junge Amerikanerinnen kommen herbei und albern herum. Sie setzen sich auf den Stein, auf dem der Name des Geysirs steht, und posieren abwechselnd für ein Foto. Da fragt Sigrid, ob sie nicht ein Foto von sich zusammen haben wollen. „Oh yes!“ Sie setzen sich zu dritt auf den Stein vor dem Geysir. Sigrid gibt die Kamera an Fritz, damit er das Foto mache. Fritz nimmt die Kamera. Sigrid sagt noch, dass sie die Sonnenbrillen abnehmen sollen. Das tun sie auch. Dann postiert sich Fritz zum Fotoschuss. In diesem Moment explodiert der Strokkur genau hinter den drei Frauen. Fritz zögert nicht und drückt ab. Als die Mädels das Bild im Display betrachten, kreischen sie auf und rufen „My God! Oh no! My Godness!“ Sie halten sich die Hände vors Gesicht und kriegen sich nicht mehr ein. Fritz hatte den Geysir genau so erwischt, dass er hinter den Mädels aussah, als würde er ejakulieren. Das war natürlich gigantisch.

Vor dem „Großen Geysir“ standen auch ein paar Leute, wahrscheinlich, weil sie einen Reiseführer aus den Dreißigerjahren im Gepäck hatten, als er noch regelmäßiger explodierte. Sie stehen vermutlich noch heute da. Tanja sitzt auf der Bank und wartet, bis die Gruppe sich sattgesehen hat. Fritz sei mit dem Pullover ja ein echter Isländer geworden, bemerkt sie scherzhaft. Dann macht sie ein Foto von ihm und Sigrid. Die Asphaltstraße trennt den Geysir vom Besucherzentrum wie ein Grenzzaun zwischen Naturtraum und Reality. Auf der Reality-Seite lag auch ein Hotel, es heißt natürlich Geysir-Hotel. Es hat vier Sterne und Preise, zu denen wir nun sagen würden „Oh my God!“ Wir gehen ins Besucherzentrum und kaufen uns noch ein Eis, bevor wir wieder in den Bus steigen.

Da wir gut in der Zeit lagen, machen wir noch zweimal Halt. Ein Wasserfall mit einer sogenannten Lachstreppe lohnt zum Fotoshooting. Obwohl der Fluss in dieser Vorfrühlingszeit aussah, als würde er durch eine Urweltwüste fließen, war es beeindruckend. Wasser haben sie hier fürwahr genug.

An diesem Wasserfall machte Jens Warmers das Foto von Fritz, als dieser spontan auf Trolljagd war, erfolgreich! Später sollte dieses Foto als Legitimationsnachweis für die Zertifizierung als erster Trollsachverständiger der Odd Fellows Deutschland dienen.

Die isländischen Behörden haben hierzu eine Urkunde ausgefertigt, die im Anhang einzusehen ist.

Der nächste Halt war ein fast kreisrunder tiefer Vulkankrater, der wie ein Trichter im Boden steckte und unten mit Wasser gefüllt war. Jens traute sich bis an den Rand. Tanja erzählte, dass hier vor einiger Zeit ein Rockfestival stattgefunden habe, bei dem die Band auf einem Ponton in der Kratermitte spielte wegen der spektakulären Akustik ringsum. So sind sie, die Isländer.

Danach ging´s nach Hause.